Mockturtlesuppe
Mockturtesuppe (engl. falsche Schildkrötensuppe) ist eine ursprünglich englische Spezialität, die durch die Personalunion der Königreiche England und Hannover auch in Niedersachsen bekannt und beliebt war. Es ist eigentlich eine "Ersatz-Delikatesse". Während der Kontinentalsperre durch Napoleon 1806 - 1813 war die Einfuhr von Schildkrötenfleisch nach England und Deutschland unterbunden. Ein findiger Koch im niedersächsischen Ammerland machte aus der Not eine Tugend und verwendete stattdessen Kalbskopf für die Suppe. Heute gibt es in Bezug auf die Fleischeinlage zahlreiche Varianten.
Foto: Sostmann Fleischwaren GmbH & Co. KG
Historische Quelle:
Mockturtlesuppe, Ostfriesland
„Falsche Schildkröte oder Morktortel. Man läßt einen Kalbskopf abbrennen, kocht denselben ganz mürbe, bricht sodann die Knochen heraus und preßt ihn. Wenn er kalt geworden ist, schneidet man ihn in eben nicht zu große Stücke; dann schneidet man auch gekochte Schweinsohren in Strieme, wie auch Kalbszungen (indem man immer ein Paar mehr nimmt) und auch Ochsengagel [???]. Sodann macht man eine starke braune Sauce mit spanischem Pfeffer, läßt das geschnittene nebst kleine Sucisses damit durchkochen, aber nicht zu lange, gießt dann noch ein halb Bierglas Mallaga und ein halb Bierglas Branntwein dazu. Beim Anrichten hat man kleine Fischklöße in Bereitschaft, wie auch hart gekochtes Gelb von Eyern, (so viel man will,) legt Klöße und Eyer oben auf die angerichtete Schüssel. Anmerkung: Da man dieses Gericht nicht zu wenig Sauce macht, so giebt man, wenn angerichtet ist, das übrige in einer Terrine zu Tische.“
Hamburgisches Koch-Buch oder vollständige Anweisung zum Kochen insonderheit für Hausfrauen in Hamburg und Niedersachsen. Verfaßt von einigen Hamburgischen Hausfrauen. Sechste Auflage. Herold und Wahlstab Hamburg und Lüneburg 1821, Seite 126 (AM Nd7)