Snirtje Bra
Ein traditionelles Gericht aus dem nordwestlichen Niedersachsen. Noch am Schlachttag wird frisches Schweinefleisch (Nacken oder Schulter) in große Stücke geschnitten – daher "Snirtje" 0 und gebraten. Mit brauner Soße, Rotkohl, Roter Bete und Kürbis wird Snirtje als Festessen serviert, seitdem nicht mehr die fettigen und sehnigen Stücke dafür verwendet werden.
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Historische Quellen:
„Die Schlachtfeste des Herbstes zeigen auch noch einige Sitten und Bräuche. […] Die Nachbarn werden etwa auch zu dem „Snirtjebra“ von dem frisch abgehauenen Tier eingeladen, wozu Stücke vom „Kammaatje“ herhalten müssen.“
Wiard Habbo Lübkes, Ostfriesische Volkskunde. Mit 156 Abbildungen undrunter 136 Originalaufnahmen. 2. Durchgesehene und erweiterte Auflage W. Schwalbe Emden 1925, Seite 194 (OL Aurich X 977)
„Wenn ein Schwein geschlachtet wird, ist das - zumeist am frühesten Morgen – eine weithin nicht zu überhörende Angelegenheit. Schweine wissen nämlich genau, was die Stunde geschlagen hat; beim leisesten Fremdgeruch geht das Schreien und Quieken los. […] Der erste Stich musste sitzen, sonst wurde zuviel Blut vergeudet. Das aber wurde benötigt für die Blutwurst. […] Zunächst wurden Pfötchen und Klauen abgeschnitten, dann kam das Schwein auf die Leiter. Befestigt wurde es meist mit einem Krummholz, das durch beide Achillessehnen der Hinterläufe gebohrt wurde. So ging es dann ans Ausnehmen. […] Und bald wurde auch gebraten. Nackenstück, Karbonadje. Das gemeinsame Essen war der Höhepunkt der Hausschlachtung.“
Der damals 68jährige Schlachters Karl Hecht aus Georgsheil schildert 1985 eine ostfriesischen Hausschlachtung aus der Nachkriegszeit. In: Ostfriesland Magazin 1/2003, Seite 69-70 (OL Aurich o.S.)
Quelle:
"Rezept: 500 g fetter Nackenbraten, 500 g Schweinerippe, 500 g Schweineschulter, 60 g Schweineschmalz, 1/8 l Wasser, 400 g Zwiebeln, Salz und Pfeffer, 8 Wacholderbeeren, 1 kleine Prise Piment, 2 Lorbeerblätter, 5 Nelken, Soße: 1 EL Weizenmehl, 3 EL Sahne. Fleisch in kleine Stücke schneiden und mit Salz und Pfeffer einreiben. Ca. 1 Std. ziehen lassen. Dann in heißem Fett in einem Bräter (gusseiserner Topf) rundum scharf anbraten. Mit etwa 1/8 Liter Wasser 30 Min. schmoren lassen. Anschließend die ganzen Zwiebeln, die Gewürze und evtl. noch Wasser dazu geben. Dann im Backofen bei 200 Grad (Umluft) weitere 30-40 Min. schmoren lassen. Garzeit ggf. verlängern. Zum Abschluss 10 Min. nur mit Oberhitze bräunen. Der Bratensaft kann so serviert werden. Wer eine festere Konsistenz möchte, kann die Soße mit Sahne und Mehl binden. Dafür das Mehl in der kalten Sahne auflösen. Unter Rühren in den Bratensaft geben und kurz aufkochen lassen. Die Zusammensetzung der Fleischstücke beim Snirtjebraa variiert. Manche Schlachter stellen, anders als in diesem Rezept, Nacken- und Schulterbraten und etwas Bauchfleisch zusammen, andere geben Mürbebraten, durchwachsenen Speck, Schinkenreste und Rippenstücke dazu.“
Ostfriesland Magazin 1/2003, Seite 69-70 (OL Aurich o.S.)