Grünkohl, Braunkohl

Grünkohl, Braunkohl

Grünkohl bzw. Braunkohl, wie er im Braunschweiger Land genannt wird, ist in ganz Niedersachsen bekannt. Er wird traditionell mit Brägenwurst und Kassler oder auch in der Weser-Ems Region mit Pinkel (eine Grützwurst) verzehrt. Grünkohl wird traditionell nach dem ersten Frost geerntet, die Kälte sorgt dafür, dass die Bitterstoffe in den Kohlblättern in Zucker umgewandelt werden, erst dann schmeckt er richtig gut. Vor allem im Raum Oldenburg/Bremen ist das gemeinsame Kohlessen mit Freunden nach einem winterlichen Spaziergang – der Kohlfahrt – ein beliebter Brauch. Oft wird dann nach kleinen Geschicklichkeitsspielen entlang des Weges der "Kohlkönig" gekürt.

Foto: TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN)

Historische Quellen:

„Ihre Speisen sind nicht ausgesucht, sie genießen sie aber in großen Quantitäten. […] Schinken, geräuchertes Fleisch, schwarzes Brot, Kartoffeln, mehrere Arten braunen Kohl, Butter und Käse, sind die gewöhnlichen Nahrungsmittel.“

Beschreibung der Speisen der Saterländer, zitiert nach J.G. Hoche, Reise durch Osnabrück und Niedermünster in das Saterland; Ostfriesland und Gröningen, Bremen 1800, Seite 195. Zitiert nach Martin Westphal, Kohl- und Pinkelfahrten. Geschichte und Kultur einer Festzeit in Norddeutschland. Waxmann Münster-New-York-München-Berlin 1998, Seite 14


„ Da bin ich in Oldenburg. Wo liegt das Ding, wirst Du Fragen? Es ist ein westphälisches Städtchen, ein wahres Nest. […] Alles Übel, was Menschen treffen kann, hat mich betroffen: denn alle Elemente waren wider mich in Aufruhr. Und die Speisen – kaum menschlich waren sie. Du kennst meinen Körper, und weißt, dass nur ausgewählte Speise ihn empor hält. Nun denke Dir die Kost in den hiesigen Wirthshäusern! Was sag´ ich, Wirthshäuser? Ställe sind es. […] Da sitzt man dann mit den Fuhrleuten und Schweinetreibern um´s Feuer, trinkt, was sie trinken, und bey jedem Trunk reicht man sich feyerlich die Hand. Indeß wird der Tisch gedeckt. Sieh da, das erste Gericht! Dicker Speck und roh dazu! O mein armer Magen! Was soll ich machen? Andere Kost fordern, das darf ich nicht. Doch da kommt der ersehnte zweyte Gang, die Hauptschüssel! Eine ungeheure Kumme voll  braunen Kohls! Einen Finger breit darüber her fließt die Brühe von Schweinefett. Diesen Ambrosia essen meine Westphäler nicht, sie verschlingen ihn. Mich ekelt er an. […] Das letzte Gericht ist ein Stück Käse, so verdorben, dass er fließt. Aber grade das halten sie für den Ausbund von Leckerey. So ist´s auf dem Lande, nicht viel besser in den Städten.“

Brief des Gelehrten Justus Lipsius in seine Heimatstadt Brabant, 1586, zitiert nach Gerhard Anton von Halem, Geschichte des Herzogtums Oldenburg II, Oldenburg 1795, Seite 208 -209. Zitiert nach Martin Westphal, Kohl- und Pinkelfahrten. Geschichte und Kultur einer Festzeit in Norddeutschland. Waxmann Münster-New-York-München-Berlin 1998, Seite 14

 

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